Eine Reise nach Kapstadt

Afrikas trendige Metropole

Mother City

Anfang des 20. Jahrhunderts stand in einer Zeitung, dass sich Kapstadt als einzige südafrikanische Stadt als Metropole bezeichnen darf. Das Wort „Metropolis“ ist aus dem griechischen Wort „meter“ oder „metros“ abgeleitet. Es bedeutet „Mutter“. „Polis“ bedeutet “Stadt“. Daraus entstand der Spitzname „Mutterstadt“.

In der St. Georges Mall steht ein Stück der Berliner Mauer, an deren Ende die St. George Cathedral mit einem schönen Glasportrait von Desmond Tutu steht. Vielfältige Fassaden sind zu bewundern.

Im Februar 1990 warteten 100.000 Menschen vor der City Hall auf Nelson Mandela, um seine erste Rede nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis zu hören. Seine ersten Worte waren „Amandla! lafrka! Mayibuye!“ („Macht dem Volk“).

Victoria & Alfred Waterfront

Der Hafen war bis zum 19 Jahrhundert ein Ort des Verbrechens. Schiffe, die auf Reede lagen, fielen nicht selten Stürmen zum Opfer. Der Sohn von Queen Victoria, Prince Alfred, ließ einen Schutzwall bauen. Zwei Becken folgten, benannt nach Alfred und Victoria. Im 19. Jahrhundert wurde das neue, große Duncan-Becken gebaut.

Mitte der 1980er Jahre begann der Umbau des Stadtteils zunächst mit der Ansiedelung der Seenotrettung, der Fischereiflotte und Werften. Museen kamen hinzu. Die Stadtverwaltung erstellte mit örtlichen Investoren eine neue Infrastruktur. Die alten Gebäude wurden restauriert. Ein Einkaufszentrum, Museen, Läden, eine Brauerei, gastronomische Einrichtungen, Hotels, Appartement- und Bürohäuser und ein Amphitheater entstanden.

Im September 2006 erwarb ein britisch-arabisches Konsortium unter Beteiligung einer regierungseigenen Investmentgruppe aus Dubai die Victoria and Alfred (V&A) Waterfront in Kapstadt für rund 1,3 Milliarden US Dollar.

Farbenfrohes Bo-Kaap

Der Stadtteil Bo-Kaap am Fuß des Signal Hill war früher als „Malay Quarter“ bekannt. Er blickt auf ein altes, reiches kapmalaiisches Erbe zurück und ist in bedeutender Teil des kulturellen Erbes Südafrikas. 

Der Name bedeutet „über dem Kap“. Der Stadtteil wurde im 18. Jahrhundert gegründet. „Huurhuisjes“ (Miethäuser) wurden gebaut und an ehemalige Sklaven verpachtet. Die Holländisch-Ostindische Handelskompanie hatte sie aus Indonesien, Sri Lanka, Indien und Malaysia verschleppt, damit sie am Kap arbeiten. Die frühen holländischen Siedler sprachen mit ihnen mit vereinfachtem niederländisch: „Afrikaans“.

Mitte des 20. Jahrhunderts durften im Bo-Kaap nur Muslime leben. Menschen anderer Religionen und ethnischer Zugehörigkeit mussten das Viertel verlassen. Mit dem Ende der  Apartheid wurde diese Regel außer Kraft gesetzt. Viele historische Häuser wurden restauriert. Heute leben dort über 6000 Menschen. Die meisten sind Muslime. Viele Familien leben dort seit Generationen.

South African Museum im Company’s Garden

Für Kinder dürfte die grüne Tour durch Kapstadts größtes Museum am faszinierendsten sein. Sie zeigt die Zeit der Dinosaurier mit Knochenfunden, lebensechten Modellen der Riesen und Fossilien. In anderen Abteilungen kann die südafrikanische Tierwelt zu Wasser, zu Lande und in der Luft bewundert werden.

Im Company’s Garden, einem botanischen Garten mitten in der Stadt, gibt es viel zu entdecken: Uralte Bäume, kleine Themengärten und Denkmäler. Die niederländische Ostindien-Kompanie (VOC) hatte ihn im Jahr 1652 angelegt, um Schiffe auf dem Weg nach Asien mit frischem Obst und Gemüse zu versorgen.

Tafelberg – Table Mountain

Um die Entstehung des Tafelbergs ranken sich viele Sagen. Eine davon ist die Legende von Umlini Weningizumu, dem Wächter des Südens.

Qmata, der Sohn des Sonnengottes Tixo und der Erdgöttin Diobela, erschuf die Welt. Der große Meeresdrachen Nganyabe versuchte ihn zu hindern, Land zu erschaffen. Im Kampf wurde Qamata verstümmelt. Um ihm zu helfen, erschuf Djobela vier Riesen, die das Meer bewachen sollten – im Norden, im Osten, im Westen und im Süden. Sie baten Djobela, sie in Berge zu verwandeln. Umlini Wemingizumu, der Wächter des Südens, wurde zum Tafelberg.

Robben Island

Die ersten Gefangenen saßen 1525 dort ein. Die Insel wurde als Leprakolonie genutzt. Religiöse Führer, aufständische Sklaven, politische Aktivisten, Kriegsgefangene und Geisteskranke wurden dorthin verbannt.

Nelson Mandela war 18 von 27 Jahren auf Robben Island inhaftiert. Die Gefangenen mussten bei Gluthitze und grellem Licht in den Kalksteinbrüchen arbeiten. Die Häftlinge setzten unter Mandelas Führung durch, dass der Steinbruch geschlossen wurde und sie ein Studium aufnehmen durften. Die Insel heißt deshalb „Mandela’s University“.

Mandela schrieb während der Haft sein Buch „Der lange Weg zur Freiheit“. Seine Aufzeichnungen versteckte er im Gefängnishof, in dem er einen Garten anlegte – the hidden garden.

Heute ist die Insel ein Museum und Weltkulturerbe.

Kap der guten Hoffnung

Der südwestlichste Punkt Afrikas hat die geographischen Koordinaten 34° 21′ 25″ S , 18° 28′ 26″ O. Auf dem Weg dorthin passiert man den Pass „Cheapman’s Peak“, blütenweiße Strände und eine einmalige Tier- und Pflanzenwelt.

Portugiesische Seefahrer erreichten 1488 als erste Europäer das „Cabo das Tormentas“ (Kap der Stürme). Sie nannten es so, weil dort heftige Winde und Stürme herrschten. Es wurde in „Cabo da Boa Esperança“ (Kap der Guten Hoffnung) umbenannt, weil es für die Seefahrer ein Symbol der Hoffnung war.

Im 17. Jahrhundert eroberten die Niederländer das Kap. Sie errichteten eine Handelsstation. Die ersten europäischen Siedler kamen ins Land. Im 19. Jahrhundert wurde es britisches Kolonialgebiet.

Botanischer Garten Kirstenbosch

Der „Kirstenbosch National Botonical Garden“ ist ca. 600 ha groß und liegt am Osthang des Tafelbergs zwischen 100 m bis 1000 m hoch. Er bietet eine eindrucksvolle Vielfalt der südafrikanischen Pflanzenwelt.

Der Boomslang Tree Canyon Walk ist 130 m lang und windet sich in bis zu 11,50 m Höhe durch die Baumwipfel. Es gibt einen „Braille-Pfad“ für blinde und sehbehinderte Menschen. Einige Bäume stammen noch aus der Zeit der Dinosaurier und sind vor Diebstahl besonders geschützt.

1895 hatte der Premier der Kapkolonie Cecil Rhodes erworben und sieben Jahre später dem Land geschenkt. Der Garten wurde 1913 von Professor Pearson gegründet.

Pinguine und Robben

Die Kleinstadt Betty’s liegt zwischen Kapstadt und Hermanus am Fuß des Kogelberg Nature Reserve. Der Ort war ursprünglich eine Anlaufstelle für Walfänger. Der Walfang wurde eingestellt. 1985 wählte Pinguine die Klippen als Brutstelle aus. Daraus entstand eine Kolonie.

Auf Duiker Island, eine kleine felsige Insel westlich von Hout Bay, haben sich Kap-Pelzrobben angesiedelt. Ein Boot fährt zur Insel und umrundet sie, so dass man die Tiere gut sehen kann. 

Big Five

Das Wildreservat Aquila wurde 1999 gegründet. Die großen Fünf Afrikas konnten dort angesiedelt werden: der Löwe, König der Savanne, Elefanten, Nashörner, die friedlichen Urzeitdickhäuter, die riesigen Büffel und der scheue Leopard. Im Reservat leben außerdem Zebras, Giraffen, Strauße und Impalas.

Zu ihrem Schutz werden die vorderen Hörner der Nashörner entfernt. Wilderer würden sie töten, um die Hörner zu stehlen. Die Löwen haben ein eigenes, eingezäuntes Territorium und werden gefüttert, damit sie keine Tiere reißen.

Aquila wurde für den Schutz und die Wiederherstellung der natürlichen Tierwelt preisgekrönt.

Afrikanische Kunst

Die Vielfalt an Galerien und Kunstwerken im öffentlichen Raum war beeindruckend. An der Victoria & Alfred Waterfront sind großflächige Gemälde an Wänden zu bewundern. In den Kunstläden gibt es Skulpturen und Gemälde mit hoher Qualität zu kaufen.

Natürlich gibt es auch Märkte und Straßenhändler, die für Touristen eine breite Palette mit traditionellen Waren anbieten. Ob hochwertige Kunstwerke zur Gestaltung von Räumen und Gärten oder kleine Souvenirs – für jeden Geschmack und Geldbeutel ist etwas dabei.


Epilog

Es war eine schöne Reise im November nach Kapstadt, eine Reise, die ich mir schon lange gewünscht hatte und nun endlich verwirklichen konnte.

Für vieles hätte ich gerne mehr Zeit gehabt. Auf dem Tafelberg wäre ich gerne weiter nach Norden gelaufen und mit einem Paraglider vom Signal Hill aus über Kapstadt geflogen. Im botanischen Nationalpark Kirstenbosch kann man gut einen Tag verbringen. Kapstadts Museen sind viel zu kurz gekommen.

Der Reiseleiter Kim lebt seit vielen Jahrzehnten in Südafrika und hat das Ende der Apartheid erlebt. Immer wieder stellte er die Verbindung zwischen den politischen Entwicklungen in Europa und Südafrika her.

Die Kampagne „Kauft keine Früchte aus Südafrika“ in den 1970er Jahren, um das Ende der Apartheid zu unterstützen, das Ende des kalten Krieges zwischen Ost und West und nicht zuletzt der Fall der Berliner Mauer und die Wiedervereinigung Deutschlands sind Beispiele dafür.

Das Stück Berliner Mauer in der St. George’s Mall dokumentiert den Zusammenhang: die Spaltung der Völker in Ost und West, in Schwarz und Weiß mit entsetzlichen Folgen.

Die Reise brachte mich in Kontakt mit vielen freundlichen Menschen: Gespräche, gemeinsame Ausflüge und Abendgestaltung mit anderen Reiseteilnehmerinnen und
-teilnehmern waren eine große Bereicherung. Ohne sie hätte es auch keine „Selfies“ von mir gegeben.

Im Company‘ Garden
Am Kap der guten Hoffnung, Südafrika
Am Kap der guten Hoffnung
Bei der Pinguinkolonie in Betty’s Bay

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